Tugce Arioglu arbeitet seit vielen Jahren in der immer noch männerdominierten IT. Wir haben sie gefragt, wie es sich anfühlt fast ausschliesslich mit Männern zusammenzuarbeiten und was sie jungen Frauen, welche sich für die IT interessieren raten würde.

1. Erzähle etwas über dich. Wie lang arbeitest du schon in der IT? Wo? Welche Ausbildung hast du gemacht?

„Ich arbeite nun seit über neun Jahren in der IT und habe eine 4-jährige Lehre als Informatikerin Fachrichtung Generalist absolviert. Seit Abschluss meiner Lehre bin ich ein Bestandteil des Scheuss & Partner Teams. Angefangen habe ich im Servicedesk, danach war ich als System Technikerin in den Projektteams tätig und seit knapp einem Jahr wirke ich als System Engineer, wo ich selber diverse Projekte leite und zusätzlich die Praktikanten betreue.“

2. Wie bist du zu diesem Beruf gekommen? War es schon immer dein Wunsch, Informatikerin zu werden?

„Ja, das war schon immer mein Wunsch. Ich habe mich bereits relativ früh mit den Informationstechnologien befasst, der Grund für mein Interesse war mein Vater, der immer die neusten Computer und Technologien für den privaten Gebrauch gekauft hat. Somit hatte ich stets die Gelegenheit und vor allem auch die Neugierde, mir selber grundlegendes Wissen anzueignen.“

3. Gab es Hindernisse am Anfang deiner Karriere? Existieren diese Hindernisse immer noch für Frauen heute?

„Ich persönlich hatte nie Probleme, auch familiär war ich daran gewöhnt, nur unter Männern zu sein. Für mich war es eher ein Vorteil, weil Leute immer fasziniert waren, dass dieser Beruf auch von Frauen ausgeübt wird. Klar musste ich (und muss ich immer noch) immer wieder diverse Fragen beantworten, da es für viele ungewöhnlich ist, dass plötzlich eine TechnikerIN vor der IT-Anlage steht. Das ist für mich aber nicht weiter schlimm, die misstrauischen Blicke kann ich relativ schnell beseitigen und bin der lebende Beweis gegen den Spruch Frauen und Technik.“

4. An was arbeitest du gerade? Was gefällt dir gut an deiner Arbeit? Was weniger?

„Zurzeit arbeite ich an grösseren Migrationsprojekten, bei denen wir die komplette IT-Infrastruktur in unser publicloud Rechenzentrum migrieren. Bei manchen Projekten leiste ich Unterstützung und andere, etwas kleinere Umgebungen, leite ich wiederum selber. Was mir am besten gefällt und auch motiviert, sind Projekte, bei denen ich die Organisation und die Koordination in der Hand habe. Deswegen bin ich auch froh um die neue Verantwortung bei der Betreuung der Praktikanten. Was mir weniger gefällt sind monotone, rein technische Arbeiten, wie zum Beispiel die Problembehebung von Systemen. Deswegen habe ich mich für ein Studium entschieden, bei welchem Technik und Wirtschaft miteinander verknüpft wird und somit auch viele Management-Fächer in Angriff genommen werden. Seit Herbst 2017 absolviere ich zudem die Weiterbildung zum Diplomierten Wirtschaftsinformatiker HF.“

5. Gibt es Vorteile als Frau in der IT-Branche? Nachteile? Was sollte (dringend) verbessert werden?

„Die misstrauischen Blicke und Vorurteile können manchmal sehr nervig sein. Aber wie bereits erwähnt, liegt es in unserer Hand, genau das Gegenteil zu beweisen. Wenn das einmal erreicht ist, sind die Leute sogar von Frauen mehr begeistert und man hat somit einen Sympathiebonus.“

6. Würdest du jungen Frauen heutzutage raten, den Berufsweg in die IT einzuschlagen?

„Absolut! Vor allem wegen der steigenden Nachfrage nach IT-Spezialisten. Aufgrund der Digitalisierung auch in der Wirtschaft sollten sich junge Frauen gut überlegen, welcher Job Ihnen in Zukunft einen Vorteil schaffen wird. Die IT Branche hat tolle Perspektiven, deshalb verstehe ich nicht, weshalb sich so wenig Frauen für diese Berufe interessieren. Die Vielseitigkeit, die verschiedenen Fachrichtungen sowie die grosse Auswahl an Weiterbildungen (ob eher technisch oder in Kombination mit Wirtschaft) sprechen klar dafür.“

7. Welchen Rat würdest du jungen Frauen geben, die Informatikerinnen werden möchten?

„Traut euch und beweist euch – Frauen können es noch besser! Wenn das Interesse an ICT da ist, dann denkt nicht zwei Mal darüber nach – Frauen sind nicht weniger auf die IT angewiesen als Männer. Ich bin davon überzeugt, wenn etwas gerne gemacht wird, dann wird mit Herzblut gearbeitet und es kommt immer gut.“

Vielen Dank an Tugce Arioglu für die Zeit, die sie sich für die Beantwortung dieser Fragen genommen hat! Wir hoffen, mit diesem Interview viele weitere junge Frauen zu einer Karriere in der IT bewegen zu können.

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